Liebe Unterstützer*innen aus ganz Deutschland! Wir sind unendlich dankbar, dass wir durch deine und Ihre großzügigen Spenden für „Musik statt Straße“, seit Mitte März 2020 mittlerweile fast 150 Menschen im Ghetto Nadeschda mit ganz individueller, gezielter „passgenauer“ Hilfe in dieser besonders kritischen und schwierigen Zeit unterstützen können. Wir helfen unseren Projektkindern, ihren Familien und auch Nachbarn der Kinder, von deren Leid sie uns berichten.
Durch unsere fast täglichen Telefonate mit unseren Lehrern, unserer Psychologin und einigen „unserer“ Kinder erfahren wir, was jeweils (im wahrsten Sinne des Wortes) NOT-WENDIG ist. Vor allem sind es Nahrungsmittel! Doch unterstützen wir auch Hygieneartikel, Masken, Desinfektionsmittel, Feuerholz und medizinische Versorgung. Wir übernehmen Wasser- und Stromrechnungen, wo Gefahr besteht, dass Strom und Wasser abgestellt werden, weil das Geld für die Rechnung fehlt. Das muss man sich mal vorstellen: In zum Teil fensterlosen Zimmern, im Dunkeln ohne Licht, kein Strom für die Kochplatten oder auch um das Handy aufzuladen und kein Wasser aus dem oft einzigen Wasserhahn in den sowieso schon sehr dürftigen Unterkünften!
Große Not ist in der Corona-Zeit vor allem dadurch entstanden, dass die wenigen Einnahmequellen, durch Arbeiten in Fabriken und Serviceleistungen, Wertstoffe sammeln usw., mit denen sich die Menschen über Wasser gehalten haben, weggefallen sind. Die Fabrikarbeiter*innen und auch die Servicekräfte wurden Mitte März einfach entlassen und sind finanziell nicht abgesichert z.B. durch Arbeitslosenunterstützung. Die nun schon seit 9 Wochen andauernden Ausgangsbeschränkungen und Quarantäneauflagen tun ihr Übriges.
Liebe Freunde, wir sind sehr froh, dass bislang keiner unserer Zöglinge oder deren Verwandte sich infiziert haben. Sie können dank der Hilfe aus Deutschland die gebotenen Schutzmaßnahmen einhalten und sind dabei sehr gewissenhaft.
In Nadeschda selbst hört man gerüchtweise von acht Corona-Fällen besonders im ärmsten Viertel des Ghettos, von denen seien drei Menschen im Krankenhaus in Behandlung. Die Stadt Sliven gibt keine genauen Zahlen bekannt. Wie es mit der Erhebung durch Tests ist, konnten auch wir nicht in Erfahrung bringen.
Bis heute war und ist es für die seelische und emotionale Unterstützung unserer Mädchen und Jungen sehr wichtig, dass unsere Lehrer*innen den engen Kontakt zu ihnen über PC und Telefon halten und sogar weiter unterrichten, so gut es geht. Dafür unsere große Anerkennung und unser Dank an unsere Lehrkräfte!
Heute haben wir von ersten Lockerungen der Maßnahmen im Ghetto erfahren. So dürfen die Kinder einzeln oder zu zweit mit Verwandten mit Mund-Nasen-Schutz aus dem Ghetto zum Einkaufen in die Stadt.
Wir besprechen gerade gemeinsam mit unseren Lehrer*innen, wie der Unterricht in unseren Unterrichtsräumen ab nächster Woche wieder langsam starten kann und was dafür noch notwendig ist.
Und wir werden mit Ihrer Hilfe weiterhin alles tun, um die Not im Ghetto in dieser Zeit so gut es geht abzuwenden!
In Verbundenheit und mit großem Dank an dich und Sie alle!
Eure/Ihre Maria Hauschild und Georgi Kalaidjiev